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Beschreibung:

Der Gewinde-Stek ist als Ersatz für den Sackstich in Tropfenform bzw. den Paketknoten in Tropfenform konzipiert, die als Seilverbinder beim Abseilen verwendet werden. Der Gewinde-Stek ist also ein entlang der Seilrichtung sehr schmaler Verbindungsknoten, der wie der Sackstich gut über Kanten und durch Felsspalten rutschen kann. Er weißt sich allerdings anders als der Sackstich durch eine höhere Sicherheit (Nachweis fehlt noch), eine bessere Lösbarkeit und durch kürzere lose Enden (Tampen) aus.

Knoten-Vergleich Sackstich
in
Tropfenform
Paketknoten
in
Tropfenform
Gewinde-
Stek
Knüpfbarkeitsehr einfacheinfachrelativ einfach (1)
Lösbarkeit nach Belastungsehr schlechtschlechtgut bis befriedigend
Länge der losen Enden (Tampen)mind. 50 cmunbekanntmind. Handlänge (2)
Sicherheitmäßig (?)sehr gutoffenbar gut bis sehr gut
(3)
Breite des Knotens in Seildurchmessernca. 3,5ca. 4,0ca. 3,0 bis 3,5
Gleiteigenschaften über Kanten und durch Felsspalten und Felsritzengutmäßig gutgut bis sehr gut
Knotenfestigkeit (5)40 % bis 60 % ca. 50 %unbekannt
Bekanntheitsgradsehr gutin Europa teilweise verwendet (4)evtl. Welt-Neuheit

(1) Die kleinen Nachteile hier werden durch die einfacher Aufknotbarkeit mehr als aufgehoben.
(2) für das Aufknoten nach Belastung
(3) Nachweis steht noch aus
(4) Der deutsche Alpenverein listet diesen Knoten zur Verbindung zweier Seile zum Abseilen. (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Paketknoten)
(5) Die Knotenfestigkeit hängt stark von den von Material, Durchmesser und Form der Seile ab, daher sind die hier dargestellten Werte nur als Beispielwerte aufzufassen!

Geschichte:

Ein Kollege, der selbst klettert, hatte mir von der Verwendung des Sackstichs und später noch von der Verwendungs des Paketknotens beim Klettern berichtet. Bei meinen Recherchen zum Sackstich beim Klettern viel mir auf, dass dieser Knoten einige unangenehme Eigenschaften mit sich bringt, vor allem die mangelnde Lösbarkeit, die so auch beim Paketknoten vorhanden ist. Zunächst war ich auch von mangelnder Sicherheit ausgegangen, weil der Sackstich in den USA offenbar fälschlicherweise aufgrund einer Verwechslung mit dem zweisträngigen Achterknoten den Namen „European Death Knot“ kurz EDK, zu deutsch „Europäischer Todesknoten“, bekommen hat. Trotzdem wird vom Rollen dieses Knotens berichtet. Um dies etwas auszugleichen werden offenbar die losen Enden des Knotens besonders lang gelassen, damit er, falls er etwas rollt, Reserve hat. Außerdem klemmt er nach Belastung des öfteren, was sehr unangenehm werden kann. Er wird trotz dieser Nachteile offenbar bevorzugt, weil er gut über Kanten gleitet und weil er in Seilrichtung sehr schmal ist und damit gut mit Felsspalten zurechtkommt. Für eine erhöhte Sicherheit verwendet man in Europa auch den Paketknoten. Dieser scheint aber in den USA noch nicht besonders bekannt zu sein. Aufgrund dieser Nachteile hatte ich mir die Aufgabe gestellt, einen Knoten zu entwickeln, der die positiven Eigenschaften ebenso aufweist, aber die unangenehmen Eigenschaften eben nicht. Dies scheint mir mit dem Gewinde-Stek gelungen zu sein.
Ich hoffe, da ich nicht klettere, das sich Kletterer bereit erklären, für mich diesen Knoten zu testen und mir Rückmeldung über dessen Verwendungsfähigkeit beim Klettern geben. Da die Sicherheit des Knotens bisher nur im Trockenen getestet wurde, ist er vorerst noch mit Vorsicht anzuwenden und der Knoten sollte solange noch nicht im riskanten Bereich verwendet werden!
Seinen Namen habe ich so gewählt, weil das Seil kurz vor dem Übergang in die beiden losen Enden außen über die Stirnseite des Knoten verläuft und damit einer Schraube mit Gewinde etwas ähnelt.

Haftungsausschluss:

ACHTUNG!

Prüfen Sie den Knoten sorgfältig und gewissenhaft! Fehler beim Knüpfen des Knotens können zu schweren Verletzungen oder zum Tod führen! Es wird keinerlei Verantwortung für irgendwelche Vorfälle oder Zwischenfälle übernommen, die sich aus der Verwendung irgendeiner Information auf dieser Homepage ergeben. Siehe auch Seite „Haftungsausschluss“.
Die von mir selbstentwickelten Knoten wurden von mir ausgiebig getestet. Sie haben jedoch noch ein Praxisbewährung durchlaufen. Daher sind all diese Knoten mit äußerster Vorsicht anzuwenden und solange die Praxisbewährung nicht vorliegt, ist die Anwendung in sicherheitsrelevanten Fällen zu unterlassen.
Um Erfahrungsberichte wird gebeten.

Daten:

Knoten-Typ:

Lösbarer Verbindungsknoten
potentieller Sackstich-Ersatz
potentieller Paketknoten-Ersatz

ABOK-Nr.:

nicht gefunden!

Knoten-Festigkeit:

?

Entwickler:

Jürgen Sartor, Karlsruhe, Deutschland

Datum der Entwicklung:

2021-09-23

Datum der Veröffentlichung :

2021-10-01

Verwandte Knoten:

  • Sackstich (= Überhandknoten in Tropfenform = „Europäischer Todesknoten“ = „European Death Knot“ = EDK)
  • Paketknoten
  • Doppelter Achtknoten in Tropfenform

Vorteile:

  1. nicht allzu schwer zu knüpfen
  2. sicher (Nachweis fehlt noch)
  3. relativ leicht lösbar, auch nach höheren Lasten
  4. gleitet gut über Kanten
  5. sehr schmal entlang der Seilrichtung

Nachteile:

  1. Er ist nicht so leicht zu knüpfen wie der Sackstich, der diesbezüglich nahezu unschlagbar ist.
  2. sonstige Nachteile sind mir bisher keine bekannt.

Wirkprinzipien:

  1. Stabilität durch mehrfaches Umlenken
  2. Stabilität durch Einklemmen der Tampen durch die feste Parten
  3. Lenkung der außen verlaufenden losen Enden auf die Stirnseite der Knoten, dadurch schmal entlang der Seilrichtung

Knüpfen/Schlagen:

Zu Beginn wird mit dem einen Seil ein Auge um das andere Seil gelegt, so, dass die beiden Enden des Auges ca. einen rechten Winkel aufweisen.

Anmerkung:
In der Anleitung hier wird der Knoten bis zum Schluss rechts herum geknüpft. Er kann aber auch links herum geknüpfte werden, was für Linkshänder evtl. sinnvoller erscheinen könnte.

Richtig, gekreuzte Variante:
Mit dem zweiten Seil wird dann ebenfalls ein Auge gelegt, und zwar so, dass die beiden Seile miteinander verschränkt sind (rotes X im Bild).

Wichtige Anmerkung:
Durch das Kreuzen liegen die Leinen bei Belastung aufeinander und können nicht rollen, d. h. nicht in einen anderen Knoten überspringen.

Bild 3

Falsch, nicht gekreuzte Variante:
Die feststehenden Enden sollten nicht parallel verlaufen (hier links und rechts vom roten V), da dadurch etwas Sicherheit verloren geht. Die Lösbarkeit wäre dadurch allerdings noch besser. (Die Sicherheit könnte allerdings durch weitere Törns am Ende des Knüpfens wieder verbessert werden.)

Wenn die Augen gelegt sind, werden die losen Enden weiter rechts herum um die feststehenden Enden gelegt, aber mit einem leichten Winkel nach unten unterhalb der Augen an den bereits gelegt Seilparten vorbei, erst ein mal …

… und dann ein weiteres mal wieder nach oben, wobei sie gleichzeitig dabei durch die zu Beginn gelegten Augen durchgeführt werden.

Danach werden erst die Augen dicht geholt …

… und dann die losen Enden. Die „Gewinde“, d. h. die außenliegenden Teile des Knotens, verlaufen hierbei rechts und links im Bild auf der Stirnseite des Knotens entlang.
Der Gewinde-Stek ist damit dann bereits fertig.
Es muss darauf geachtet werden, dass die losen Enden eine Mindestlänge von ca. einer Handlänge benötigen, damit der Knoten später wieder leicht geöffnet werden kann.

Blick auf die Breitseite von vorne

Blick auf die Breitseite von hinten

Blick auf die Stirnseite:
Hier sieht man wie schön schmal der Gewinde-Stek ist.

Nun kann der Gewinde-Stek verwendet werden, indem die beiden feststehenden Enden (hier links) auseinander gezogen werden (hier nach oben und nach unten) und damit der Knoten (eigentlich ein „Stek“) belastet wird.

Lösen/Öffnen:

Zum Lösen des Knotens werden einmal kurz und kräftig die beiden losen Enden auseinander gezogen. Dadurch werden die feststehenden Enden ein klein wenig im Knoten hochgezogen und die beiden Augen öffenen sich (nur) minimal.

Dies reicht in der Regel aber aus, dass die losen Enden etwas durch die Augen gezogen werden können. Dadurch wird der Knoten in sich lockerer und er lässt sich dann komplett öffnen.

Vergleich mit Sackstich:

Ansicht Stirnseite:
links: Gewinde-Stek
rechts: Sackstich
Der Gewinde-Stek ist unten symmetrisch schmal und wird nach oben nur minimal breiter. Das „Gewinde“ verläuft fast komplett auf der Stirnseite und trägt daher fast nichts zu Breite des Knotens bei.
Der Sackstich ist in sich unsymmetrisch und trägt etwas breiter auf.

Ansicht von unten:
links: Gewinde-Stek
rechts: Sackstich
Beim Gewinde-Stek verläuft links und rechts eine andere Leine mit unterschiedlicher Höhe, aber punktsymmetrisch. Das führt dazu, dass der Knoten relativ gut über eine Kante rutschen kann.
Beim Sackstich läuft die selbe Leine um beide feststehende Enden. Das Rutschen über eine Kante ist ähnlich wie beim Gewinde-Stek, aber minimal ruckeliger.
Beide Knoten tragen nach links und rechts jeweils nur um eine Seilbreite auf.

Seitenansicht:
links: Gewinde-Stek
rechts: Sackstich
Bei genauem Betrachten sieht man, dass die Lücke zwischen den beiden feststehen Enden beim Gewinde-Stek minimal besser gefüllt wird, wodurch ein gutes Rutschen über Kanten bewerkstelligt wird.

Vergleich mit nicht gekreuztem Anfangen:

Hier wird der oben beschriebene Gewinde-Stek mit der Variante verglichen, bei der am Anfang die beiden Augen nicht verschränkt, d. h. nicht gekreuzt, werden, siehe Bild 3 oben.

Ansicht Stirnseite:
links: gekreuzter Gewinde-Stek
rechts: nicht gekreuzter Gewinde-Stek
Bei dem nicht gekreuztem Gewinde-Stek stehen die Augen senkrechter, was dazu führt, dass die losen Enden mehr auf der Breitseite als auf der Stirnseite verlaufen, daher trägt diese Variante breiter auf.
Bei dem gekreuzten Gewinde-Stek stehen die Augen in ca. 45°-Winkel, wodurch die losen Enden eher auf der Stirnseite verlaufen und kaum zur Breite des Knotens in Zugrichtung beitragen.

Seitenansicht:
links: gekreuzter Gewinde-Stek
rechts: nicht gekreuzter Gewinde-Stek
Hier sieht man das beim vorangegangenen Bild genannt noch einmal deutlich:
Bei der nicht gekreuzten Varianten liegt das „Gewinde“ (hier grün – rechts und blau – links) auf der „Breitseite“ und trägt daher dicker auf.
Bei der gekreuzten Varianten liegt das „Gewinde“ (hier grün – rechts und blau – links) auf den hier linken und rechten „Stirnseiten“ und trägt daher nur in Zugrichtung breiter auf (hier Richtung Betrachter und auf der Rückseite), bleibt aber 90° zur Zugrichtung schmal, siehe nächstes Bild.

Ansicht von unten:
links: gekreuzter Gewinde-Stek
rechts: nicht gekreuzter Gewinde-Stek
Besonders gut kann man die unterschiedlichen Breiten der beiden Steks 90° zur Zugrichtung beim Blick von unten sehen. Der gekreuzte Gewinde-Stek ist ca. 3 Seildurchmesser breit, der nicht gekreuzte Gewinde-Stek dagegen ca. 5 Seildurchmesser.